Seite 25 - Clauda Frühwald - Diplomarbeit Mode ohne Seele

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Scot Schuman und Yvan Rodic gelang es mit ihren Blogs „The Sarto-
rialist“ (thesartorialist.blogspot.com) und „Facehunter“ (facehunter.
org) sehr einfussreiche Fotosammlungen zu aktueller Straßenmode
aufzubauen. Der aufmerksame Betrachter stellt dabei jedoch bald
fest, dass sich beide Fotografen am liebsten mit schönen, schlanken
Menschen in Markenkleidung beschäfigen. Rodic spezialisiert sich
auf blonde atraktve Mädchen aus Skandinavien, während Schu-
man seine Motve im Publikum der Modeschauen aber auch auf
den schicken Straßen in New York, Mailand, London und Paris fn-
det. Charlote Seeling bezeichnet Schuman als legitmen Vorläufer
aller Blogger. „Zu den Paparazzi zählt er hingegen nicht“, so Seeling,
- „nicht die Prominenten hat er gejagt, sondern Menschen mit Stl
und Geschmack“. (Seeling, 2010: 465)
Bei der Berliner Fotografn und Gründerin des Modeblogs „Stl in
Berlin“ Mary Scherpe steht die Spontaneität im Vordergrund. Sie
fotografert in den Straßen Berlins Menschen, die sie für modisch
hält und stellt diese in ihrem Blog vor.
Welche Kriterien mich bei der Suche nach Motven leiten kann ich
nur schwer sagen, denn was ich fotografere hängt von meiner
jeweiligen Laune ab. Of ignoriere ich das, was jeder trägt - zum Bei-
spiel die aktuelle Uniform Berliner Frauen, die abgeschnitene Jeans-
short, kombiniert mit Riemchensandalen und weißen Tops. Ich suche
nach kreatven Methoden der Sommerhitze zu begegnen. Derzeit
mag ich es besonders, wenn Frauen Männerkleidung tragen und
dabei dennoch feminin aussehen, à la Katherine Hepburn. Das kann
sich aber morgen wieder ändern.
(Scherpe, Rotary Magazin: 48)
Mode-Blogger Scot Schuman
Modeschnappschüsse von Mary Scherpe 2010
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Während Mode-Blogger die neuesten Modetrends auf den Straßen
mit ihren einfachen Kameras festhalten und ins Internet stellen,
shooten Starmodefotografen namhafe professionelle Models mit
Hightech-Ausstatung vor aufwändigen Kulissen.
Fotomodelle und Mannequins gab es seit Beginn der Modefoto-
grafe, jedoch maß man Ihnen noch keine große Bedeutung und
Aufmerksamkeit zu. Es war ein Beruf wie jeder andere. Die Foto-
modelle der 1920er - 1950er Jahre häten es auch ziemlich schwer
gehabt, sich gegenüber einer Marlene Dietrich, Ava Gardner, Lauren
Bacall, Rita Hayworth oder Marylin Monroe, den Diven und Film-
stars dieser Dekaden, zu behaupten. Bekannt waren nur die Musen
berühmter Modefotografen wie etwa Man Rays Lieblingsmodelle
Kiki oder später Lee Miller. Of posierten aber auch die Filmdiven
für die damaligen Modezeitschrifen. Lauren Bacall und Marylin
Monroe wurden mit Vorliebe abgebildet.
Das erste Model, welches für die Ära einer ganzen Generaton
stand, war Twiggy (siehe Foto Seite 42) in den 1960er Jahren. War
das weibliche Schönheitsideal der 1920er - 1950er Jahre eher
kurvig und weiblich, so wurde mit Twiggy ein sportlich spritziger,
extrem schlanker Frauentyp, zuerst noch mit wallender Haarmähne
im Barbie-Style, später mit frechem Kurzhaarschnit, geboren. Twig-
gy wurde von Richard Avedon im Mini von Mary Quant abgelichtet
und wurde somit zum Kultmodel der 1960er Jahre.
In den 1970er Jahren waren Models wie Lauren Huton, Jerry Hall,
und die aus Somalia stämmige, spätere Ehefrau David Bowies, Iman
populär. Elegant und anmutg zierten sie die Modemagazine und
prägten den Zeitgeist. Zum ersten Mal in der Geschichte gab es nun
farbige Models. In den 1980er Jahren wurden neben Iman auch
noch andere dunkelhäutge Models, wie etwa die Sängerin Grace
Jones, und die Somalierin Waries Dirie, spätere Uno-Botschaferin
und Autorin des Bestsellers
Wüstenblume,
als Models bekannt.
Nicht selten haten die Fotomodelle die Ehre als schneidige Bond-
Girls in einem James Bond Film mitzuwirken, und ihre Karriere und
ihren Bekanntheitsgrad zu steigern.
Die Models der 1970er und 1980er Jahre waren noch keine wirk-
lichen Stars, aber sie haten etwas Individuelles, für sie typisch
Charakteristsches an sich. Lauren Huton hate eine große Zahnlü-
cke, Jerry Hall war berühmt für ihre langen Beine, Grace Jones war
exzentrisch, Iman exotsch elegant, und Waris stolz und verletzlich
zugleich. Sie haten im Gegensatz zu vielen Models des 21. Jahrhun-
derts Wiedererkennungswert und Charisma.
Als 1989 Peter Lindbergh 5 Modelgesichter (siehe Foto Seite 44) -
Naomi Campbell, Cindy Crawford, Christy Turlington, Tatjana Pattz
und Linda Evangelista - fotograferte, war die Ära der Supermodels
geboren. Die Models waren Stars mit starker Persönlichkeit und
hießen neben den fünf oben genannten, Claudia Schifer, Helena
Christensen, Yasmeen Ghauri, Carry Ots, Stephanie Seymour, Karen
Mulder, Elle McPherson, Carla Bruni und Cordula Reyer. Nadja Auer-
mann, Gisele Bündchen, Heidi Klum, Tyra Banks und Eva Herzigova
kamen noch hinzu. Supermodel Kate Moss (siehe Fotos Seite 44),
mitlerweile 37 Jahre alt, steht für die Ära einer ganzen Genera-
ton. Von Calvin Klein entdeckt, zierte sie die Jeanswerbeplakate
der 1990er Jahre und stellte mit ihren nur 1,70 m eine Ausnahme
unter den Supermodels dar. Viele dieser berühmten Supermodelge-
sichter sind auch heute noch in der Modewerbung stark vertreten.
Bedenkt man, dass die meisten Supermodels doch schon Anfang 40
sind, aber trotzdem sich selbst und das Modeprodukt, für das sie
werben, gekonnt und brilliant vermarkten, so kann man durchaus
von einem Wandel des Zeitgeistes sprechen. Schönheit ist keine
Frage des Alters mehr, zumindest nicht bei den Supermodels.
Während Topmodels des 21. Jahrhunderts wie etwa Miranda Kerr,
Alessandra Ambrosio, Adriana Lima, Karolina Kurkova und Doutzen
Kroes ihren Status als sportlich durchtrainierte, schlanke, heißbe-
gehrte Vicoria‘s Secrete Catwalk Models aufrechtzuerhalten versu-
chen, betonen andere berühmte Models, wie etwa Laetzia Casta,
Bar Refaeli und Crystal Renn bewusst ihre weiblichen Formen. Diese
sogenannten Plus-Size-Models mögen auf den ersten Blick gar nicht
übergewichtg aussehen. Vergleicht man sie jedoch mit den Unter-
wäsche Models von Victoria‘s Secrete, so wird einiges klar. In Größe
34 passen Plus-Size-Models auf jeden Fall nicht mehr. Sie kommen
unserer Vorstellung von Normalgewicht schon ein Stück näher.
Obwohl der Trend „weg vom Magermodel hin zum Kurvenmodel“
sich deutlich bemerkbar macht, gehören Bulimie und Magersucht
bei weiblichen und männlichen Models keineswegs der Vergan-
genheit an. Auch Peter Lindbergh stellt in diesem Zusammenhang
in einem Interview mit der Zeitschrif
Spiegel
im August 2010 fest:
„Als ich anfng, kamen viele Models aus Schweden, waren blond,
haten perfekte Beine und lachten wunderschön. Die waren
1,73 m - für damalige Verhältnisse war das groß. Heute sind die
Models um die 1,80 m, kommen aus Osteuropa und wiegen
wenige, wenige Kilos. Die hungern sich zu Tode, das kann man als
intelligenter Mensch nicht gut fnden.“ (htp://www.spiegel.de/
spiegel1/0,1518,709747-2,00.html)
Vor allem in Mailand und New York sind die Catwalk Models be-
ängstgend dünn und gerade an der Kippe zur Magersucht. Spanien
ist das einzige europäische Land in dem Models unter einem be-
stmmten Bodymaß nicht über die Catwalks laufen dürfen. In allen
übrigen europäischen Ländern wird dem „Dünnsein“ keine Grenzen
gesetzt. Je schlanker desto besser lautet das Moto.
VI. TOPMODELS, TRENDS UND CASTING SHOWS
Lauren Huton
1970er
Iman
1970er, 1980er
Waris Dirie
1980er
Grace Jones
1980er
Jerry Hall
1970er
Victoria‘s Secrete Models
2009