Seite 90 - Birgit Reidinger - Diplomarbeit Sehen Sie aus wie Ihr Hund

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und ihre Halter korrekt zusammen zu ordnen. Des Weiteren wollten
sie untersuchen, ob eine erfolgreiche Zuordnung nur bei Rasse- oder
auch bei Mischlingshunden möglich wäre. Zusätzlich befassten sie
sich mit der Theorie, ob Halter und Hund sich über die Zeit hinweg
immer ähnlicher werden.
Bei ihrer Studie gingen sie dabei folgendermaßen vor: In drei unter­
schiedlichen Parks wurden 45 Hundebesitzer mit ihren Hunden foto­
grafiert. Die Auswahl der Personen erfolgte zufällig und in jedem Park
wurden je 15 Paare fotografiert. Hunde und Halter wurden mit Blick
direkt in die Kamera fotografiert und mit unterschiedlichem Hinter­
grund. Dies sollte eine leichtere Zuordnung durch die Testpersonen
verhindern. Bei den fotografierten Hunden handelte es sich um 25
reinrassige und 20 gemischtrassige Hunde. Die Hundehalter gaben
zudem an, wie lange sie bereits mit ihren Hunden zusammenlebten.
Diese Bilder wurden pro Set 28 Versuchspersonen mit der Aufgabe
vorgelegt, die richtigen Paare zu finden. In einem Set befanden sich
fünfzehn Dreiergruppen. Eine Dreiergruppe bestand immer aus einem
Hundebesitzer, dem eigenen und einem fremden Hund des Halters.
In der Wertung wurde eine Ähnlichkeit gerechnet, wenn die Mehrzahl
der Versuchspersonen ein Paar richtig identifizieren konnte.
Im Ergebnis konnten Mischlingshunde nicht mehrheitlich von den Be­
trachtern ihren Besitzern korrekt zugeordnet werden. Rassehunde
hingegen konnten von den Testpersonen überdurchschnittlich korrekt
zugeordnet werden. Im Detail konnten 16 von 25 Paaren korrekt
übereingestimmt werden. Hundehalter, die ihre Hunde schon seit län­
gerer Zeit besaßen, konnten in diesem Versuch nicht besser zugeord­
net werden als andere.
In ihrem Bericht resümieren Roy/Christenfeld, dass Menschen sich ei­
nen Hund aussuchen, der ihnen in gewisser Hinsicht gleicht und wenn
sie sich einen Rassehund anschaffen, bekommen sie exakt das, was
sie suchen. Einen Zusammenhang größerer Ähnlichkeit über die Zeit
hinweg konnten die Wissenschaftler nicht bestätigen. Die Ähnlichkeit
zwischen Hund und Halter konnte von den Versuchspersonen nicht
anhand offensichtlicher Merkmale (großer Hund - großer Mensch, lan­
ge Haare - Langhaarhund) festgestellt werden. Die Ergebnisse von
Coren konnten sie in ihrer Studie nicht bestätigen, aber sie schlussfol­
gern aus ihrer Untersuchung, dass Hunde so wie bei der Partnerwahl
anhand von Ähnlichkeiten ausgesucht werden.
Ein Jahr später kritisierte der Wissenschaftler Levine die Methoden
von Roy/Christenfeld und sagte, diese wären nicht korrekt, da je­
der Hund in ihren Dreiergruppen zweimal vorkam (als richtiger und
falsch­er Hund eines Besitzers). Levine argumentierte, dass Versuchs­
personen dazu tendieren, denselben Hund nicht zweimal als korrekte
Option auszuwählen und folgerte daraus ein verfälschtes Ergebnis.
Roy/Christenfeld starteten aufgrund dieser Hinterfragung einen zwei­
ten Versuch mit neuen Daten.
Aus den ursprünglichen Fotografien wählten sie zwölf Rassehunde und
zwölf Mischlingshunde aus. Jeder Hund wurde den Versuchspersonen
mit sechs möglichen Besitzern gezeigt, dem richtigen und fünf weiter­
en Hundebesitzern. Für einen Hund mit Stammbaum wurden nur
Rassehundbesitzer gewählt und für gemischtrassige Hunde nur Misch­
lingsbesitzer. Insgesamt wurden die Bilder von 96 neuen Versuchs­
personen getestet und pro Betrachter wurde nur ein Hund-Halter-Paar
aus jeder Gruppe gezeigt. Auf diese Art sah keine Testperson einen
Hund oder Halter zweimal, wodurch die Bedenken von Levine im Vor­
hinein ausgenommen wurden. Die richtigen Hundehalter wurden mit
einer Skala von eins bis sechs zugeordnet. Die Ergebnisse der neuen
Versuchsreihe aus dem Jahr 2005 ergaben eine Erkennbarkeit von
Hund und Halter, die über dem Durchschnitt liegt. Die Forscher konn­
ten ihre ursprünglichen Schlussfolgerungen bestätigen.
Die Wissenschaftler Payne/Jaffe untersuchten 2005 die Theorie der
Ähnlichkeit zwischen Hund und Halter in wieder anderer Art und Wei­
se. Sie fotografierten auf einer Hundeausstellung insgesamt 36 Ras­
sehunde und deren Besitzer. In einem Bearbeitungsverfahren wurde
der Hintergrund entfernt und die Größe der Gesichter wurde angegli­
chen. Für die Bewertung wurden sechs Gruppen mit je sechs Hunden
und sechs Besitzern gebildet. Die Testpersonen wurden gebeten die
richtigen Paare herauszufinden. Während durch Zufall etwa ein Paar
richtig zugeordnet hätte werden müssen, konnten die Betrachter im
Durchschnitt zwei, drei oder sogar vier Paare richtig identifizieren.
Die Anzahl der vorgestellten Studien und Theorien verdeutlicht, dass
die volkspsychologische Weisheit, Hundehalter würden ihren Hunden