Seite 32 - Clauda Frühwald - Diplomarbeit Mode ohne Seele

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X. SCHLUSSWORT
Das Phänomen „Mode“ kann man bis in die Antke zurückverfol-
gen. Modegewohnheiten und Kleidungsvorschrifen gibt es in der
Geschichte je nach Epoche und politschen Gegebenheiten immer
wieder. Aufgrund von Zeichnungen und Gemälden wissen wir, wie
sich die Menschen gekleidet haben. Mit der Erfndung der Fotogra-
fe werden auch die Modefotografe und mit ihr die ersten Mode-
magazine wie etwa
Vogue
oder
Harper‘s Bazaar
geboren. Die frühe
Modefotografe besteht hauptsächlich aus Studioaufnahmen, wo
man schon beginnt mit Licht zu experimenteren. Blitzlichtanlagen
gibt es erst später. Baron Adolphe De Meyer bevorzugt als Umge-
bung für seine Modeaufnahmen bereits Salons und Einrichtungs-
gegenstände. In den 1930er Jahren gibt es auch schon die ersten
dynamischen Outdoor-Modeaufnahmen allen voran Louise Dahl-
Wolfe und Martn Munkácsis.
Ist die Modefotografe der 1920er und 1930er Jahre, mit Ausnahme
von Man Rays surrealen Fotografen und Collagen, eher zurück-
haltend konservatv, so werden die Aufnahmen in den 1950er und
1960er Jahren immer gewagter und spritziger. Als Helmut Newton
in den 1970er und 1980er Jahren sein Bild von einer selbstbewuss-
ten, starken, sexuell unabhängigen Frau kreiert, bricht er Tabus und
erntet von zahlreichen Feministnnen harsche Kritk.
Gegen Ende des 20. Jahrhunderts werden Erotk und Sexualität im-
mer präsenter in der Modefotografe. Mitlerweile dominieren sie
auf unterschiedliche Art und Weise die Aufnahme. Die Erotk ist na-
türlich in Peter Lindberghs Modebildern, rafniert in Mario Testnos
Aufnahmen, kühl aber verspielt in Ellen von Unwerths Werken, ma-
sochistsch in Steven Meisels Shots, farbenfroh in David La Chappel-
les Kunstwerken und schräg und schrill in Terry Richardsons Fotos.
Jeder Modefotograf hat bei der Gestaltung seiner Aufnahmen seine
formalen und inhaltlichen Vorlieben, welche seinen persönlichen
Stl ausmachen. Es geht darum aufzufallen, Tabus zu brechen, Mut
zu haben, aus der Masse hervorzustechen, sei es durch Übertrei-
bung, Provokaton oder Verführung. Immer wieder gibt es auch
Strömungen, die neu aufgegrifen werden und sich etablieren. Seit
2005 entsteht mit der Gründung zahlreicher Streetstyle-Blogs eine
neue Inspiratonsquelle. Berühmte Mode-Blogger wie etwa Scot
Schuman und Yvan Rodic geben auf ihren Websites in Form von
Fotosammlungen Einblicke in aktuelle, trendige Street-wear.
Eine wichtge Rolle bei der Entstehung von Fashionaufnahmen
spielen Models. Auch hier hat jeder Fotograf seine Lieblingsmodels
und Musen. Während Mario Testno Kate Moss zu seiner Inspira-
ton erklärt hat, liebt David LaChappelle Pamela Anderson in Pose.
Andere wieder bevorzugen nicht professionelle Models, sogenann-
te „real people“ wie etwa der italienische Modefotograf Oliviero
Toscani. Einige Designer und Aufraggeber starten Kampagnen, in
denen Plus-Size-Models und sogar XXL-Models über die Laufstege
fegen und Frauen, die nicht den aktuellen Schönheitsidealen ent-
sprechen, mit natürlicher Ästhetk für Schönheitsprodukte werben
dürfen. Der Job eines weiblichen und männlichen Topmodels ist
äußerst anstrengend und fordert seinen Tribut. Magersucht, Buli-
mie und Drogenprobleme sind of die Folgen von ständigem Druck
und Stress. Ist die Riege der Supermodels in den 1990er Jahren als
Gotheit verehrt worden, so müssen sich heute junge Topmodelan-
wärterinnen in „topaktuellen, trendigen“ Topmodel Castng Shows
proflieren und das nicht ohne Schikane, die vor allem der Publi-
kumsbelustgung dient. Die Topmodels von heute genießen, bis auf
wenige Ausnahmen, nicht den Ruhm und den Bekanntheitsgrad,
der einer Claudia Schifer oder einer Cindy Crawford zuteil wurde.
Vor allem männliche Topmodels sind of nur Insidern bekannt.
Mode, Models und Modefotografe unterliegen verschieden Trends.
Was heute hype ist, ist morgen passé. Der Mikrokosmos „Mode“ ist
ständig in Bewegung. Neues wird kreiert und mit bereits Dagewe-
senem kombiniert. Es ist ein Kreislauf, der sich immer wieder neu
erfndet. Die Schnelllebigkeit der Modewelt ist vorprogrammiert.
Das was bleibt, ist der Stl - zum Beispiel der Kleidungsstl eines be-
stmmten Menschen, der fotografsche Stl eines Peter Lindberghs
oder der klassisch elegante Stl eines Giorgio Armani. Es ist der Stl
und nicht der Trend, der uns individuell und einzigartg macht.
In einer Welt, in der Emotonen zu Werbe- und Konsumzwecken
geweckt und vermitelt werden, raubt die Modefotografe nicht die
Seele des Menschen, sondern inspiriert und berührt sie. Die Kraf
der „sich-immer-ändern-wollenden-Gesellschaf“, die nach Neuem
strebt, liegt in der unersetzbaren Kreatvität. Sie ist der treibende
Motor für Entwicklung und Wachstum.