Seite 93 - Birgit Reidinger - Diplomarbeit Sehen Sie aus wie Ihr Hund

Basic HTML-Version

| 93
In seinem Buch „Why We Love the Dogs We Do“ schreibt Coren 2001,
dass fast die Hälfte aller Welpen in Nordamerika bis zum zweiten Le­
bensjahr entweder zum Züchter zurückgebracht, in andere Hände
ge­geben, ausgesetzt oder vom Tierarzt eingeschläfert werden. Eine
er­nüchternde Bilanz. Sind die Verhaltensmerkmale eines Hundes in-
kom­patibel mit der Persönlichkeit seines Besitzers, kann es also
schnell zu Stress, Ärger und scheinbar unlösbaren Problemen kom­
men. Der Hund wird abgegeben oder getötet. Findet der Mensch aber
den „richtigen“ Hund, verbessert dieser möglicherweise seine Lebens­
qualität erheblich.
Im Rahmen dieser Arbeit wurden fünfzig Hundebesitzer gefragt, war­
um sie sich für eine bestimmte Hunderasse entschieden haben. Die
Auswertung der Antworten wird in Abb. 4 gezeigt. Zur Analyse der
Daten ist anzumerken, dass viele der Befragten mehrere Gründe an­
gaben. War dies der Fall, wurde ihre Stimme geteilt oder gedrittelt.
Für 45 % der Befragten ist also die Optik ihres Hundes das ausschlag­
gebende Kriterium für den Hundekauf. Ebensoviele Halter entscheiden
sich anhand der Wesensmerkmale für eine bestimmte Hunderasse.
Besonders hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang, dass 25%
der mitwirkenden Hundehalter ihren Hund aus dem Tierheim oder an­
deren Rettungsstationen zu sich geholt haben.
"#
!#
#
#
!#
"#
#
Menschen zu verdeutlichen, dennoch werden entscheidende Faktoren
für eine stimmige Sozialpartnerschaft nicht berücksichtigt. Dies sind
die individuellen Persönlichkeitsmerkmale des zukünftigen Hundehal­
ters einerseits und die dazu passenden Verhaltensmerkmale des Hun­
des andererseits.
Die Beschreibungen in Rassebüchern erwecken eventuell den Ein­
druck, dass jeder Hund einer Rasse den dokumentierten Merkmalen
seines Wesens exakt entspricht. Jeder Welpe eines Wurfs unterschei­
det sich in seinem Wesen oft beträchtlich von seinen Geschwistern.
Sein Charakter ist nicht geringer ausgeprägt als beim Menschen und
Welpen zeigen schon sehr früh verschiedene Eigenschaften und Ver­
haltensweisen. Der geschulte Blick eines Fachmanns kann mittels
weniger kleiner Tests recht zutreffende Aussagen über den Welpentyp
tätigen und feststellen, ob der Welpe dominant, selbstbewusst, drauf­
gängerisch, gemäßigt oder eher zurückhaltend bis ängstlich ist. Nicht
selten passiert es unerfahrenen Käufern, dass ein Welpe zielgerichtet
und unerschrocken auf sie zusteuert und prompt von diesen dann
auch ausgesucht wird. Dass sie sich wahrscheinlich den dominantes­
ten Hund des ganzen Wurfs ausgesucht haben mag den meisten nicht
klar sein. Wenn nun aber ein dominantes Wesen gar nicht zu diesem
Menschen passt?
Für eine gelungene Sozialpartnerschaft zwischen Hund und Mensch
ist ebenso die Persönlichkeit des Besitzers von größter Bedeutung,
welche in den Ratgebern zum Hundekauf leider selten Erwähnung
findet. Coren hat sich dieser Lücke angenommen und dazu eine um­
fangreiche Studie durchgeführt. Er hat hierfür eine Art Persönlich­
keitstest für Menschen und ein neues Klassifikationsschema für Hun­
de entwickelt. Gemeinsam mit Hundefachleuten entwickelte er eine
Einteilung von Hunderassen anhand von Verhaltensmerkmalen, wel­
che für die Zu­friedenheit und den Lebensstil von Menschen maßgeb­
lich sind. Es konnten sieben Großgruppen gefunden werden, diese
wurden wie folgt beschrieben: Freundliche, wachsame, eigenwillige,
selbstbewuss­te, ausgeglichene, ruhige und intelligente Hunde. Um die
pas­sende Persönlichkeit des Menschen zu diesen Gruppen zu finden
entwickelte er einen Test, welcher Extraversion, Dominanz, Vertrauen
und Warmherzigkeit bzw. deren Gegensätze misst. Die Auswertung
dieses Tests hilft schlussendlich eine geeignete Hund-Mensch-Paarung
zu finden.
Abb. 4