Blickdicht

Im Mittelpunkt des Ausstellungsprojekts von Ralph Nachtmann und Katharina Roßboth steht eine intensive Auseinandersetzung mit dem Sehsinn. Zahlreiche Gespräche sowie Film- und Fototermine mit blinden Menschen führen die zwei Fotografen unabhängig voneinander näher an die Welt des Nicht- Sehens. Im Dialog im Dunklen treffen ihre Arbeiten aufeinander. Mit der Location ist ein idealer Präsentationsrahmen für die gesammelten, unterschiedlichsten Erfahrungen rund um das Thema gefunden. Die filmischen und fotografischen Portraits blinder Menschen sind dabei nur ein Teil einer intensiven Auseinandersetzung zum Thema:

Ralph Nachtmann

„Blindes Sehen“

„Und was sind ihrer Meinung nach Augen?“ „Das ist ein Organ“, antwortete der Blinde „auf das die Luft ebenso wirkt wie mein Stock auf meine Hand.“ (Zitat: Denis Diderot „Schrift zur Kunst“)

Im Rahmen dieses Projekts versammelte Ralph Nachtmann insgesamt neun blinde Menschen und erarbeitete gemeinsam mit ihnen eine Möglichkeit, das Nicht-Sehen für Sehende spürbar zu machen. Nachdem sich die ProtagonistInnen kurz vorstellen, erzählen sie im Rahmen eines Filmes von Situationen und Orten, die ihnen besondere Behaglichkeit oder Unwohlsein verursachen. Sie selbst lichten diese Umgebung intuitiv ab. Die Kamera als künstliches Auge dient hier als Transformator, um die visuelle Welt der Blinden zu übersetzen bzw. sichtbar zu machen. Weiters interpretiert Ralph Nachtmann das Erzählte der Blinden im Film und übersetzt es in eigene fotografischen Arbeiten.

Katharina Roßboth

An einem persönlichen blinden Tag, „24 unsichtbaren Stunden“, sammelt Katharina Roßboth erste Erfahrungen zum Thema Blindheit und dokumentiert ihre Erlebnisse  mit einer analogen Spielzeugkamera. Ihre Erfahrungen dieses einen Tages werden in der Ausstellung neben den Bildern in Brailleschrift auf Filmmaterial zu lesen sein.

In ihrem Langzeitprojekt „Verborgene Bruchstücke“ erzählt sie kurze Geschichten übers Blinzeln. Genau im richtigen Moment treffen im Laufe der Jahre immer wieder zufällige „Blinzler“ portraitierter Menschen mit dem „Blinzeln“ der Kamera aufeinander. Das üblicherweise als Ausschuss geltende Fotomaterial wird gesammelt, Gold gerahmt und in Kombination mit akustischen Auslösegeräuschen einer Kamera präsentiert.

Die Portraitserie „Einblicke“ zeigt schließlich blinde Menschen unterschiedlichstem Alters und Geschlechts in ihrem Lebensraum, in der Stadt und auf dem Land. Zu sehen sind zerbrechliche Charaktere, die sich jedoch im ersten Moment nicht gleich als blind enttarnen. Die Menschen verhalten sich aufgrund der Kenntnis ihrer Umgebung selbstbewusst vor der Kamera.

Vernissage

7. November 2014, 20:00 Uhr
Schottenstift
Freyung 6
1010 Wein

Dauer der Ausstellung

8. – 21. November 2014

Katharina Roßboth

Geboren 1985 in Oberösterreich, studierte Fotografie und Theater-, Film- und Medienwissenschaft in Wien. Nach reger Assistenztätigkeit in Wien und NY in verschiedenen Bereichen der Film- und Fotoproduktion ist sie seit 2011 ausschließlich als selbständige Fotografin unterwegs. Ihre Fotos erscheinen in diversen Medien wie „A la Carte“, „The Gap“, „Welt der Frau“, „Die Presse“, „Schaufenster“.  Zahlreiche Ausstellungen, zuletzt SE SOUVENIR in Livorno (IT) und Wien (EYES ON 2012), BILDER DER DONAU in Sophia (BG) und Spitz an der Donau (AT).

Ralph Nachtmann

Geboren 1966 in Wien. Nach dem Abschluss der Ausbildung zum Augenoptiker sammelte Nachtmann die ersten Erfahrungen in der Fotografie. Es folgte eine intensive Auseinandersetzung mit dem „Zonensystem“ von Ansel Adams. Von 2006 – 2010 Studium der Fotografie an der Prager Fotoschule. Teilnehmer und Kurator zahlreicher Ausstellungen, zuletzt in der Landesbibliothek OÖ in Linz für das Projekt „Passionen“ im Jahr 2013. Seit 2009 Lehrtätigkeiten im Rahmen des Euregio Foto College, am Wifi NÖ und für die EVN. Lebt und arbeitet in Wien.