Seite 19 - Clauda Frühwald - Diplomarbeit Mode ohne Seele

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II. MENSCH & MODE - KURZE GESCHICHTLICHE ZEITREISE
Mode ist eines der ältesten Phänomene der Menschheit. Aufgrund
von Wandmalereien, Reliefen, Fresken, Papyruszeichnungen und
alten Schrifen wissen wir, wie die Menschen in der Vergangen-
heit gekleidet waren und worauf sie besonders Wert legten. Jede
Epoche hate ihre modischen Charakteristka. Farben, Materialien
und Schnite wurden je nach Kultur und Traditon von bestmmten
Vorgaben geprägt und dominiert. Das Wort „Mode“ jedoch wurde
erst Anfang des 17. Jahrhunderts ausgesprochen. Daraufin trat die
Mode zum ersten Mal richtg in Erscheinung.
Schon im alten Ägypten, 3000 v. Chr. trugen Ägypterinnen zu be-
sonderen festlichen Anlässen mit Vorliebe das plissierte, hautenge,
knöchellange weiße Frauengewand, welches die Figur besonders
betonte. Dadurch sollte die Fruchbarkeit hervorgehoben werden.
Aufgrund des heißen Klimas waren die Menschen in Ägypten eher
spärlich bekleidet, Brüste waren ofmals unbedeckt und Männer
trugen meist einen langen oder kurzen Lendenschurz. Es gab aber
auch sogenannte Arbeits-oder Dienstkleidung wodurch die Träger/
innen ihre soziale Positon preisgaben. Kleidung galt vor allem auch
als Statussymbol - je höher der gesellschafliche Stand einer Frau,
desto komplizierter und hinderlicher war ihre Kleidung. An den
Beinen konnten die Kleider so eng geschniten sein, dass die Träge-
rin kaum gehen konnte. Die ägyptsche Frau war sehr eitel, liebte
Schmuck, aufwändige Frisuren und Kosmetk. Ihr kam als Schöpferin
und Trägerin dieser Mode eine „bedeutende kulturtragende und
zivilisatorische Aufgabe zu“. (www.modelexikon.de/modegeschich-
te.htm)
Die Kleidung der Griechen um 470 bis 300 v. Chr. wurde hauptsäch-
lich durch den Faltenwurf bestmmt. Der Mann trug den „Chiton“,
ein hemdartges Leinengewand und die „Chläna“, einen warmen,
großen Mantel mit Überschlag. Je nach Stand und Reichtum trug
man auch gefärbte Stofe. Je bunter die Farbe des Chiton, desto
reicher war der Mann. Die Frau war häufg nur mit dem „Peplos“,
einem gegürteten oder gefalteten Überwurf bekleidet, seitlich
zugenäht oder ofen.
Auch bei den Römern um 300 bis 350 v. Chr. wurden die Gewänder
in Falten gelegt und am Körper drapiert. Damit die Stofe hielten,
wurden sie mit Fibeln zusammengesetzt. Im Alltag trugen römische
Frauen eine Tunika, sie war kurz oder lang. Außerdem trugen sie
eine „Stola“ mit oder ohne Ärmel. Im Freien wurde of noch eine
„Palla“ (Mantel) darübergezogen. Betuchte Römerinnen konnten
sich teure Stofe mit Verzierungen und Stckereien leisten. Arme
Römerinnen haten billige, schlichte Stofe ohne Verzierungen.
Die Männer trugen eine „Tunika“, die kurz oder lang sein konnte,
mit oder ohne Ärmel, und die aus ungefärbtem Wollstof herge-
stellt war. Nur freigeborene Bürger durfen eine „Toga“ tragen.
Für Sklaven, Verbannte oder Ausländer war das Tragen dieses
Kleidungsstücks verboten. Mit dem Vorrecht, die Toga tragen zu
dürfen, drückten die Römer ihre Vormachtstellung aus. Sie waren
die Herren der Welt - rerum dominos gentemque togatam. Bis zum
15./17. Lebensjahr trugen die Jungen die sogenannte „toga praetex-
ta“. Diese Toga war mit einem Purpurstreifen gesäumt und wurde
auch von Beamten und Priestern getragen. Die „toga virilis“ wurde
ab dem 17. Lebensjahr getragen und bestand nur aus weißer Wolle.
Besondere Bedeutung kommt der Farbe der Toga zu. Die „toga
pura“ war weiß, während die „toga candida“ ein sehr helles Weiß
darstellte, welches nur von Kanditaten für politsche Ämter getra-
gen werden durfe. Verzieren durfen sie nur Senatoren. Die „toga
pulla“ war eine schwarze bzw. graue Toga. Trauernde Familienmit-
glieder waren damit bekleidet.
Die Wesenszüge einer Gesellschaf übertragen sich auch auf die
Kleidung, die sie trägt. So lässt sich im frühen Mitelalter, einer Zeit
der statsch-götlichen Ordnung, wenig Variatonsreichtum oder
modische Innovaton in der Kleidung erkennen. Erst in Folge der
Entwicklung des 11. und 12. Jahrhunderts wurde das archaische
System infrage gestellt, der soziale Aufsteg einer neuen Schicht der
Kaufeute und Handwerker möglich, und so traten auch die Ideen
von Nutzen und Wirklichkeit in das Bewusstsein der Bevölkerung.
Das trug auch zur Veränderung des äußeren Erscheinungsbildes bei.
Soziale Schicht und Status waren vermehrt von Farbe und Art der
Kleidung abzulesen. Als Übergewand wurde in der mitelalterlichen
Zeit von Frauen und Männern der Mantel getragen.
3000 v. Chr.
470 v. Chr. Griechin mit Peplos
300 v. Chr. Römerin mit Palla
Grieche im Chiton
Römer mit Toga
Ägypterin in engem Kleid Ägypter mit langem Lendenschurz
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Es gab verschiedene Varianten. Weit verbreitet war bei den Frauen
der sogenannte „Tasselmantel“, ein ärmelloser, umhangförmiger
Mantel, der im Bereich der Halsöfnung mit einer Schnur oder
einem Band zusammengehalten wurde, welche mit zwei Tasseln
- meist runde oder rosetenförmige Schmuckstücke - am Mantel
befestgt wurden. Zum Tasselmantel trug die mitelalterliche, ver-
heiratete Frau ein Gebende. Es handelte sich dabei um eine Kopf-
bedeckung aus Leinen, das um Ohren und Kinn geschlungen wurde,
ergänzt um ein Strnband, welches mit Stckereien versehen werden
konnte. Das Gebende saß straf, sodass das Öfnen des Mundes
erschwert wurde. Es galt als vollkommen unsitlich das Gebende
öfentlich zu lockern. Nur unverheiratete Mädchen durfen die
Haare ofen tragen. Auch in der Männerkleidung gab es als Ober-
gewand den Mantel. Eine besondere Form stellte die „Schaube“
dar. Sie war ursprünglich ein Teil der Amtskleidung, wurde aber zu
einem allgemein getragenen Gewand. Charakteristsch waren meist
weite Ärmel und ein Kragen aus Pelz. Immer wieder versuchte man
mit Kleidervorschrifen die Auswüchse der modischen Vorlieben
einzuschränken, denn zu aufallende Kleidung galt als Zeichen der
Maßlosigkeit. Bunte und fantasievolle Modekreatonen setzten sich
jedoch trotz Kleiderordnungen durch, sowie etwa der seit dem 13.
Jahrhundert beliebte modische Schnabelschuh, ein Schlupfschuh
mit ausgeprägter und ausgestopfer Spitze, oder etwa die ab dem
15. Jahrhundert von den Männern gern getragene Schecke, ein
stark tailliertes Obergewand. Zur Schecke wurden enganliegende
Strümpfe getragen, sogenannte Beinlinge, welche bis zur Hüfe
reichten.
Ab der zweiten Hälfe des 16. Jahrhunderts dominierte die Spani-
sche Mode, welche durch bewusste Strenge und Steifeit cha-
rakterisiert war. Bevorzugte Farbe der Renaissance war Schwarz.
Typisch ist die Absteifung der Gewandteile, die keine individuelle
Faltenbildung zuließ. Die Kleidung der Männer bestand aus einem
abgesteifen Wams (Jacke), an dem Achselwülste die Schultern
verbreiterten. Zum Wams trug der aristrokratsche Mann, die mit
Kleie oder Rosshaar ausgestopfe Melonenhose, die nur oberschen-
kellang die Beine kugelförmig umschloss. Charakteristsch für den
Modestl dieser Zeit war die breite Halskrause, die über den Steh-
kragen angelegt wurde. Der einfache Mann trug unausgestopfe,
kaum knielange Hosen aus Wollstof. Die höfsche Kleidung der Frau
bestand aus einem Mantelkleid, dem Manteau, das sich aus dem
steifen Mieder mit Achselwulsten, darunter befestgten Hängeär-
meln und hohem Stehkragen, sowie dem ebenfalls abgesteifen
Rock zusammensetzte. Um den Hals wurde eine breite Halskrause
aus mehreren Schichten von Spitze gelegt. Wichtge Accessoires
waren neben Handschuh und Fächer, das nur als Ziertuch dienende
Taschentuch.
In der Barockzeit entwickelte sich im Bereich Mode ein völlig neues
Bewusstsein. Das Zentrum dieses neuen Modebewusstseins ging
vom Hof des Sonnenkönigs, Ludwig des XIV, in Paris aus. Er per-
sönlich soll die Perücke eingeführt haben, „um seine Glatze zu
verbergen.“ (www.lehrer.uni-karlsruhe.de) Zugleich war die Perücke
jedoch ein Symbol der Aristrokrate. Männerkleidung hate einen
stark femininen Charakter. Nicht nur langhaarige of goldblonde
oder rote Perücken wurden bevorzugt, sondern auch Schmuck und
mit Vorliebe farbige Strümpfe. Im Gegensatz zum überall Beengten
und Gespannten der spanischen Tracht war im Barock die Kleidung
des Mannes durch Weite bestmmt. Der typische Schuh war damals
ein Halbschuh mit hohem Absatz, getragen von Männern und Frau-
en. Die Frauen trugen meist einen glockenförmigen Rock und ein
Miederleibchen mit mächtgem Ausschnit. Auch im Barockzeitalter
gab es Gesetze, die die Mode bestmmten. Diese Kleidervorschrif-
ten zielten nicht nur auf die Bewahrung der Sitlichkeit ab, sondern
sollten vor allem zur Aufrechterhaltung der Standesunterschiede
beitragen.
Die Kleidermode des Rokoko ist, ähnlich wie die Architektur dieser
Epoche, eine Fortührung des Barocks und wird von etwa 1720 bis
1770, zum Teil auch bis zum Ausbruch der Französischen Revoluton
1789 datert. Mitelpunkt der Modeentwicklung war der französi-
sche Hof, an dem sich die Mode im gesamten Europa orienterte.
Die Damenmode war geprägt vom Reifrock, der um 1715 aufam
und „wegen seiner Ähnlichkeit zu Hühnerkörben im Volksmund
auch Panier genannt wurde.“ (htp://de.wikipedia.org/wiki/Kleider
des Rokoko) Die Mode des Rokoko war farbenprächtg und opulent
und wirkte trotzdem lufig und bequem.
13. Jhd. n. Chr. Frau mit Gebende Mann mit Schaube
15. Jhd. n. Chr. Mann mit Beinlingen Schnabelschuh
16. Jhd. n. Chr.
Mann mit Melo-
nenhose
Frau im Manteau
17. Jhd. n. Chr.
Mode im Barock-
zeitalter
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