Seite 85 - Birgit Reidinger - Diplomarbeit Sehen Sie aus wie Ihr Hund

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Umsetzung
In Hinblick auf die praktische Umsetzung und Realisierbarkeit ergaben
sich einige Fragen, wie zum Beispiel, wo viele verschiedene Hunde­
halter anzutreffen wären, wie eine flexible und einheitliche Lichtfüh­
rung zu bewerkstelligen sei und überhaupt ob ein Fotografieren der
Hunde möglich und zeitnah realisierbar wäre. Um auf einige dieser
Überlegungen schon vorab Antworten zu erhalten schien es sinnvoll,
ein Testshooting mit Freunden und deren Hunden durchzuführen. Die­
ser Pre-Test war besonders aufschlussreich und verdeutlichte einige
Herausforderungen, die die fotografische Umsetzung dieses Projekts
mit sich brachte.
Für die praktische Durchführung dieser Arbeit sollten möglichst unter­
schiedliche Hundehalter aus verschiedenen sozialen Schichten mit
ihren Hunden fotografiert werden. Ebenso sollte eine breite Streuung
der existierenden Hunderassen in den Bildern vertreten sein. Es galt
herauszufinden, an welchen Orten diese Verteilung am ehesten anzu­
treffen sei. Mögliche Überlegungen hierzu waren Parkanlagen, Tier­
arztpraxen und Hundezonen oder auch bei Freunden und Bekannten
oder im Studio bei vorheriger Inseratschaltung über Tageszeitungen.
Nach längerer Überlegung erschienen die in Wien eigens eingerich­
teten Hundezonen als die am besten geeigneten Plätze für die prak­
tische Umsetzung dieser Arbeit. In solchen Zonen können Hunde frei
laufen und mit Artgenossen spielen, da diese zumeist eingezäunt
sind. Hundebesitzer besuchen diese Auslaufzonen gezielt und sind
in der Regel zum Verweilen und zum Zeitverbringen mit ihrem Hund
gekommen (speziell am Wochenende, an welchen die Shootings statt­
fanden). In den besonders großen Hundezonen war ausreichend Platz
für das Setup vorhanden ohne den alltäglichen Betrieb zu sehr zu
stören. Des Weiteren existieren solche speziell eingerichteten Auslauf­
zonen in der ganzen Stadt. Damit konnte eine bessere Streuung von
Besitzern und Hunderassen erreicht werden.
In den folgenden Hundezonen wurde fotografiert:
02. Bezirk, Prater, 320.000 m² groß, nicht eingezäunt, 2 Tage
18. Bezirk, Währinger Park, 4.480 m² groß, eingezäunt, 1 Tag
21. Bezirk, Angelibad, 14.500 m² groß, eingezäunt, 3 Tage
Die Lichtführung sollte für dieses Projekt aufgrund der zu fotogra­
fierenden Hunde möglichst flexibel sein. Da die Shootings im Freien
stattfinden sollten, war ein einfaches Setup wünschenswert. Die ur­
sprüngliche Idee bei Sonnenlicht unter einem Diffuser zu arbeiten
und mit Reflektoren aufzuhellen, stellte sich bereits im Testlauf als
zu kompliziert heraus, da Hunde nicht besonders gern und lange
stillsitzen und das ständige Nachjustieren des Setups zu aufwändig
gewesen wäre bzw. zwei Assistenten erfordert hätte. Ebenso war
eine einheitliche Ausleuchtung des Hintergrunds (durch die Sonne)
aufgrund von wechselnden Licht- und Windverhältnissen nicht zu ge­
währleisten.
Aus den oben genannten Gründen erwies sich letztendlich ein rela­
tiv aufwändiges Studio-Setup mit einem Haupt-, einem Aufhelllicht
und einer Lichtquelle für den Hintergrund als effizienteste Methode
um eine einheitliche Lichtführung an den unterschiedlichen Orten,
Tages- und Jahreszeiten zu erreichen. Fotografiert wurde an gesamt
sechs Tagen von Spätsommer bis Spätherbst. Das Nachjustieren und
Feineinstellen der Blitzlichter konnte von einem Assistenten realisiert
werden. Das Setup ist in Abb. 2 zu sehen und sorgte bei Hunden und
Besitzern gleichermaßen für großes Interesse.
Das Fotografieren von Hunden war von Beginn an die Komponen­
te hinter der die größten Fragezeichen und Überlegungen standen.
Würden Hunde überhaupt lange genug stillsitzen und aufmerksam
sein können? Wie gut würden sie auf einen ihnen fremden Fotografen
reagieren? Wäre es zeitlich möglich ein Hund-Halter-Paar in ca. zehn
Minuten zu fotografieren? Besonders zur Einschätzung dieser Fragen
war das schon zuvor beschriebene Testshooting sehr aufschlussreich.
Schnell war klar, dass der Fotograf eine gute Distanz vom Hund
entfernt sein sollte, damit dieser die Situation nicht zu sehr als Be­
drohung und stressauslösende Situation wahrnahm. Außerdem re­
agieren viele Hunde auf die Kamera wie auf eine auf sie gerichtete
„Waffe“. Aus Hundesicht wird dies als Fixieren (Drohung) gesehen, da
der Fotograf den Hund durch die Kamera anstarrt. Folglich beschwich­
tigen die meisten Hunde und drehen sich von der Kamera weg. Um
aber den gewünschten direkten Blick in die Kamera zu erreichen,
musste die Aufmerksamkeit des Hundes immer erneut geweckt wer­
den. Dabei waren der Kreativität naturgemäß kaum Grenzen gesetzt